Pflanzliche Wirkstoffgruppen
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Inhaltsstoffe sind Stoffe, die eine Pflanze während ihres Wachstums mit Hilfe des Stoffwechsels in sich gebildet und gespeichert hat.
Nicht alle Stoffwechselprodukte sind von direktem arzneilichem Wert. Faser- oder Begleitstoffe steuern aber
die Wirksamkeit des pflanzlichen Heilmittels (Aufnahme, Beschleunigung oder Verlangsamung).
Fast immer sind in einer Heilpflanze mehrere wirksame Inhaltsstoffe vorhanden, wobei ein Hauptwirkstoff
den Einsatz der Pflanze bestimmt. Die Wirkstoffe sind nicht gleichmässig über die ganze Pflanze verteilt, sondern sie bevorzugen mal Blätter,
mal Wurzeln oder Rinde. Der Wirkstoffgehalt schwankt je nach Standort, Ernte, Zeit oder Aufbereitung.
Alkaloide
Komplizierte Stickstoffverbindungen mit starkem alkalischem Charakter.
Stark wirkende Stoffe (Heilgifte); eignen sich im Allgemeinen nicht für die Tee-Therapie,
sondern werden von der Pharma-Industrie verarbeitet.
Beispiel:Tollkirsche (Atropin), Schlafmohn (Morphin), Herbstzeitlose (Colchizin).
In geringen Mengen gibt es Alkaloide auch in ungiftigen Heilpflanzen, wo sie als Nebenwirkstoffe die Heilwirkung der Pflanze unterstützen.
Bitterstoffe (Amara)
Werden in drei Gruppen unterteilt:
Reine Bittermittel (Amara tonica)
Reine Bittermittel regen die Magensaftsekretion an und haben eine tonisierende Allgemeinwirkung.
Anwendung: Appetitlosigkeit, Verdauungsanregung, Rekonvaleszenz, Blutarmut, Erschöpfung, Nervosität
Beispiel: Tausendgüldenkraut, Gelber Enzian.
Bitterstoffe mit ätherischem Öl (Amara aromatica
Wirkung wie Amara tonica plus zusätzliche Wirkung des ätherischen Öls.
Anwendung: Magen und Darm, Galle und Leber. Antiseptische, antibakterielle und antiparasitäre Wirkung; auch harntreibend.
Beispiel: Wermut, Beifuss, Engelwurz, Schafgarbe.
Bittermittel mit Scharfstoffen (Amara acria)
schmecken bitter und scharf.
Anwendung.: Kreislauffunktion, Verdauung
Beispiel: Ingwer, Pfeffer.
Ätherische Öle
Sind leicht flüchtige, stark riechende Stoffe, die im Wasser wenig oder gar nicht löslich sind. In der Pflanzenheilkunde werden nur Heilpflanzen mit hohem Gehalt an Duftölen gebraucht. Dazu gehören Doldengewächse, Lippenblütengewächse und Korbblütler. Die ätherischen Öle sind in der Pflanze in den Ölzellen, Ölgängen oder Öldrüsenhaaren eingelagert.
Wirkung: entzündungswidrig, expektorierend, harntreibend, krampflösend,tonisierend
Anwendung.: Magen, Darm, Galle, Leber, Lunge
Beispiel: Pfefferminze, Melisse, Thymian, Eukalyptus, Salbei, Rosmarin etc.
Flavonoide
Sind im Pflanzenreich sehr weit verbreitet. Sie haben sehr unterschiedliche chemische und physikalische Eigenschaften und darum auch keine einheitliche Wirkung.
Gemeinsame Wirkung bei brüchigen Kapillaren, bestimmten Herz- und Kreislaufstörungen und Krämpfen im Verdauungstrakt sind bezeichnend.
An der Gesamtwirkung einer Heilpflanze sind Flavonoide immer aktiv beteiligt.
Wirkung: blutdrucksenkend, cholesterinhemmend, diuretisch, beruhigend.
Gerbstoffe
Pflanzeninhaltstoffe, die Eiweissstoffe der Haut und Schleimhaut binden und in widerstandsfähige, unlösliche Stoffe überführen.
Sie werden vor allem äusserlich angewandt (Gurgeln, Spülungen, Bäder, Umschläge).
Dadurch entziehen sie den angesiedelten Bakterien den Nährboden.
Gerbstoffe - als Hauptwirkstoff (z. B. Blutwurz, Eichenrinde, Heidelbeere)
Gerbstoffe - als störender Reizstoff (z. B. Bärentraube = Tee muss kalt zubereitet werden)
Anwendung.: Angina, Zahnfleischentzündung, Durchfall, Hämorrhoiden.
Gerbstoffdrogen nie kochen!
Glykoside
Ihre Wirkstoffvielfalt und Wirkungsverschiedenheit ist sehr gross. Gemeinsam ist die Hydrolyse
(Aufspaltung unter Wasseraufnahme) in ein Zucker- und ein Nicht-Zucker-Teil. Das Nicht-Zucker-Teil (Aglykon) bestimmt die Wirkung.
Wirkung: herzwirksam, schleimlösend, abführend, schweisstreibend
Beispiel: Schlüsselblume, Faulbaum, Lindenblüten.
Hinweis: Flavonoide und Bitterstoffe sind oftmals auch Glykoside.
Kieselsäure
Die Kieselsäure ist auch ein unentbehrlicher Bestandteil des menschlichen Organismus, man kann mit ihr eine Besserung dort erzielen,
wo durch Verminderung des Kieselsäureangebots eine Schädigung entstanden ist. Diese kann in Bindegewebe, Haut, Haaren oder Nägeln vorkommen.
Anwendung: Gurgeln, Mundspülen
Beispiel: Ackerschachtelhalm.
Saponine
Sind pflanzliche Glykoside, die in Verbindung mit Wasser einen Schaum ergeben, Öl in Wasser emulgieren und
eine hämolytische (Auflösung roter Blutkörperchen durch Austritt des roten Blutfarbstoffes) Wirkung besitzen.
Wirkung: schleimlösend, wassertreibend, antirheumatisch, entzündungswidrig, blutreinigend
Anwendung: Husten, Blutreinigung, Akne, Rheuma, Ödeme
Beispiel: Schlüsselblume.
Saponine sind nicht ungefährlich. Grosse Mengen können die Magen- und Darmschleimhaut reizen.
Schleimstoffe
Kohlenhydrathaltige Stoffe, die im Wasser stark anquellen und eine fadenziehende Flüssigkeit entwickeln.
Stark schleimstoffhaltige Pflanzen sind weit verbreitet, doch sind nur wenige von therapeutischem Nutzen.
Oft beeinflussen Schleimstoffe aber die Wirkungsintensität anderer pflanzlicher Wirkstoffe.
Sie legen eine feine Schicht um die Schleimhäute und schützen vor örtlichen Reizungen. Die Schleime schwächen die Geschmacksempfindungen - insbesondere für sauer - ab.
Wirkung: reizmildernd, entzündungshemmend, hustenstillend, abführend
Anwendung.: Entzündungen, Reizhusten, Darmregulation
Beispiel: Eibisch, Isländisch Moos, Malve, Leinsamen.
Vitamine, Mineralien, Spurenelemente
Sie sind im Organismus nötig, um Gerüstsubstanzen und Zellstrukturen aufzubauen, Bausteine für körpereigene Enzyme und Hormone zu liefern,
Stoffwechselprozesse zu aktivieren, Organfunktionen und den Wasserhaushalt zu beeinflussen. Ohne diese Stoffe ist Leben nicht möglich.
Also ist ihr ausreichendes und ausgewogenes Angebot in der Nahrung lebenswichtig. Wird in einer Pflanze ein bestimmtes Vitamin
zum Hauptwirkstoff, kann diese als Vitaminlieferant eingesetzt werden.
Beispiel: Hagebutte, Sanddorn
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